Was ist ein Tutorium?
An den Universitäten sind Tutorien oft als Begleitveranstaltungen zu größeren Vorlesungen oder Übungen vorgesehen. Diese werden von den jeweiligen Instituten und Fakultäten organisiert, die auch die jeweiligen Studienpläne betreuen. Zum Beispiel kann ein Mathe-Tutorium eine Veranstaltung sein, die eine größere Mathematik-Vorlesung begleitet, in der Studierende die Möglichkeit haben, die Vorlesungsinhalte auch praktisch zu bearbeiten und sich untereinander und mit den jeweiligen Tutor_innen (oft angestellt von der Uni) dazu auszutauschen.
Tutorien im Sinn des Unabhängigen Tutoriumsprojekt (TutPros) unterscheiden sich davon in einigen Punkten:
1.) sie sind nicht an einzelne Unifächer gebunden sondern unterstützen Studierende dabei, sich im Uni-Alltag und an der Universität als komplexe Organisation zurechtzufinden.
2.) Sie werden nicht von den Fakultäten bzw. Universitäten sondern von engagierten Studierenden selbst organsiert. Es geht dabei also weniger darum, was die Universität und ihre jeweiligen Studienpläne von den Studierenden wollen, sondern darum, was die Studierenden von der Universität und ihren Studienplänen wollen und haben können.
Dabei sind die Großzahl (circa 90%) der Tutorien im TutPro als Erstsemestrigen-Tutorien organisiert. In einem Erstsemestrigen-Tutorium stehen höhersemestrige Studierende als Tutor_innen den Erstsemestrigen zur Seite, um gut an der jeweiligen Hochschule und im jeweiligen Studium anzukommen. Die Tutor_innen können hier sowohl mit fachlichem Input helfen als auch die Bildung von Lerngruppen, Netzwerken und tragfähigen kollegialen Strukturen unter Studierenden in den jeweiligen Tutoriumsgruppen fördern. Da es dazu auch einiges an Erfahrungen und Methoden zur Gruppenbegleitung braucht, organisiert das TutPro entsprechende Ausbildungsseminare für Tutor_innen.
Etwa 10% der Tutorien im TutPro werden in Form von Thementutorien organisiert. Diese richten sich im Gegensatz zu den Erstsemestrigentutorien nicht nur an Studierende einzelner Studienrichtungen sondern sind fachübergreifend ausgerichtet. Die Thementutorien befassen sich zumeist mit sozialen Ausschluss-Kategorien und sollen zur Förderung von Vielfalt unter Studierenden und an der Uni dienen. Dabei sollen sie vor allem jenen eine Unterstützung bieten, die von verschiedenen Diskriminierungsformen betroffen sind. Von den klassischen Frauen*tutorien, Gendertutorien, kritischen Männlichkeitentutorien, HomoBiTrans-Tutorien oder Tutorien für ausländische Studierende abgesehen entwickeln sich hier auch Sensibilitäten für weitere Diskriminierungsformen. So gab es beispielsweise im Studienjahr 2016/17 erstmals ein Adultismus/Ageismus-Tutorium, das sich mit der spezifischen Sitation älterer und Senior-Student_innen sowie Student_innen mit Kindern auseinandergesetzt hat.